Mittwoch, 6. Januar 2016

Magic Cleaning - ein Lesebericht

Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich kürzlich das Buch „Magic Cleaning“ von Marie Kondo gelesen habe. Nachdem ich immer wieder über die massive Motivierung von Entrümpelungswilligen durch dieses Buch gehört hatte, war ich so neugierig geworden, dass ich es mir letztendlich von meinem Taschengeld gekauft habe.

Der Titel täuscht, es geht nicht ums Saubermachen. Es geht auch nicht ums Aufräumen (dieses Wort wird in dem Buch immer wieder synonym benutzt, obwohl es das gar nicht ist), es geht natürlich ums Entrümpeln, sonst würde ich hier ja auch gar nichts drüber schreiben.

Frau Kondo, eine junge Japanerin, alleinstehend mit einer kleinen Wohnung, hat sich offenbar ihr ganzes bisheriges Leben mit Ordnung beschäftigt. Es scheint ihr genetisch in die Wiege gelegt worden zu sein, Ordnung halten zu wollen. Darüber lässt sie sich dann auch über viele Seiten in dem Buch aus, also über sich selbst und ihre Entwicklung in Bezug auf Aufräumen und Ordnung. Mir scheint, dass es diese Seiten braucht, um zu zeigen, dass sie Recht hat, wenn sie dann später schreibt: „Glauben Sie mir, sie müssen das so und so machen, nur so ist es richtig.“

Sie begründet also ihre angeordneten Vorgehensweisen mit ihrer Erfahrung. Sowas ist mir ja immer sehr suspekt. Ich finde gerne immer meinen eigenen Weg, allerdings gebe ich zu, dass ich sehr gerne missioniere, wenn ich von etwas überzeugt bin. So wie Frau Kondo. ;-) Sie hat also erstmal viele Jahre lang ihres Lebens damit zugebracht, alles immer schön zu verräumen und hat dafür die tollsten Ordnungshelfer ausprobiert, bis sie dann endlich gemerkt hat, dass das nichts bringt, wenn man einfach zu viel Zeug hat. Dann hat sie angefangen, alles wegzuschmeißen. Sie wollte immer noch mehr und mehr wegschmeißen und wurde doch nicht froh damit. Letztendlich ist sie dann drauf gekommen, dass es entscheidend ist, was man behält und nicht was und wie viel man wegschmeißt. Das finde ich eine wunderbare Herangehensweise! Laut Kondo soll man sich also beim Entrümpeln, sprich WIMsen, zuerst klarwerden, was man auf jeden Fall behalten will, weil es einen unendlich glücklich macht. Dann fällt alles Überflüssige sozusagen hinten runter und es fällt einem leichter, sich davon zu trennen. Das kann ich bestätigen!

Mit einigen Anschauungsweisen kann ich dann aber doch irgendwie nicht mit. Ich lehne es ab, jeden einzelnen Gegenstand zu berühren und „aufzuwecken“, bevor ich ihn wegschmeiße, weil er ja bisher im Schrank geschlafen hat und in diesem Zustand nicht mit mir spricht. Ich bedanke mich auch nicht abends bei meinen Schuhen, dass sie mich so schön durch den Tag getragen haben und ich räume ganz bestimmt nicht meine Handtasche jeden Abend aus (natürlich mit begleitenden dankenden Worten), um sie dann in ihre Schutzhülle in meinen Kleiderschrank zu stecken, damit sie sich ausruhen kann. Überhaupt habe ich nicht so ein inniges Verhältnis zu meinen persönlichen Gegenständen (damit wäre ich wohl auch psychisch überfordert), aber es mag anderen vielleicht beim WIMsen helfen, denn sie können sich bei den Gegenständen bedanken, die sie wegtun wollen und haben dann ein besseres Gefühl und Gewissen dabei.

Ich habe beim Lesen des Öfteren den Kopf geschüttelt, weil manche Sachen, die Kondo schreibt, für mich wirklich Absurditäten sind. Aber dann sage ich mir, wenn es anderen hilft, ist es auch okay für mich. Soll sie machen...

Etwas geärgert habe ich mich zuerst darüber, dass sie die Wege anderer aus der Misere als nicht richtig bezeichnet. Darunter fallen zum Beispiel WIMsereien nach Zahlen (z.B. 2016 Gegenstände in 2016) oder nach Aufbewahrungsorten (wie ich das grade hier mit euch mache). Die Begründung ist, dass man dadurch nicht erfährt, wie viel man eigentlich wirklich von einer Dinge-Kategorie hat. Also weiß man zum Beispiel nicht, wie viele Schuhe man eigentlich wirklich hortet, wenn davon welche im Flur im Schrank, welche im Kleiderschrank und welche als Saisonsachen im Keller aufbewahrt werden. Nachdem ich mal drüber geschlafen hatte, musste ich ihr dann doch Recht geben damit.

Deshalb habe ich das bei meiner WIM-Aufgabe „Kleiderschrank“ gleich mit beachtet. Ich habe also nicht nur alle Klamotten im Kleiderschrank durchgeWIMst, sondern habe die Klamotten von überall her zusammengetragen und alles durchgesehen. So will ich das auch in Zukunft halten.

Wenn ich also demnächst sagen wir den Besteckkasten in der Küche WIMse, dann überlege ich, wo ich noch überall Bestecke verstecke und WIMse die gleich mit. Dadurch werden die WIM-Aufgaben für mich wohl am Anfang umfangreicher und später immer mehr Pillepalle werden. Wollen wir es hoffen!

Hab ich noch was vergessen? Ach ja, Kondo schreibt, man soll nicht langsam und kontinuierlich in kleinteiligen Aufgaben WIMsen, sondern „in einem Rutsch“. Da dachte ich: Gut, wer Zeit dafür hat?! Später konkretisierte sie dann den „Rutsch“: Er sollte pro Wohnung etwa ein halbes Jahr dauern. Okay, das relativiert diesen Rutsch dann doch erheblich. ;-)

So, ich hoffe, ihr wendet euch trotz der falschen Vorgehensweise nicht von mir ab, sondern WIMst weiterhin hier fleißig mit!

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